Dienstag, 30. November 2010

Verliebt in Carmen

Keine Sorge. Mit mir ist alles in Ordnung - keine Beziehungskrise, keine neue Freundin. Doch trotzdem bin ich neuerdings etwas verliebt: in Carmen. Von George Bizet. Genauer gesagt in die wunderbare Inszenierung der Metropolitan Opera New York. Vor zwei Wochen ist es passiert, da habe ich Carmen gesehen. Nach der Arbeit, zusammen mit Kollegen.
Nun war ich ja schon oft in der Oper und habe verschiedene Aufführungen gesehen, doch die sehr traditionelle Spielart in New York ist schon etwas Anderes und auf jeden Fall sehenswert. Für alle die mehr wissen wollen, gibt es auf der Seite der New York Times eine Rezension und eine kleine Bildergalerie:
"I have never seen the final scene, in which the crazed Don José stabs the fatalistically defiant Carmen, executed with such stunning realism, a dangerous mingling of sex, rebellion and violence: the very essence of “Carmen.”"
Mir bleibt da nicht viel hinzuzufügen. Den Originalton kann ich euch ja nicht zukommen lassen. Leider. Vielleicht ist es aber auch besser so - nicht dass Carmen noch mehr Herzen durcheinander bringt!

Mittwoch, 17. November 2010

Ein Hoch auf die Supermarktkultur!

Nahezu legendäre Züge haben sie inzwischen angenommen - die Erzählungen von amerikanischen Supermärkten. Unendliche Auswahl, unendlich niedrige Preise, unendlich freundliche Mitarbeiter (die einem doch tatsächlich die Waren einpacken) und unendliche Einkaufsfreude sollen einen jeden Konsumenten hier beglücken.
Einen jeden Konsumenten? Nicht ganz. Ich weigere mich hartnäckig an Walmart, Target und Konsorten Gefallen zu finden. Ich will doch nur Lebensmittel einkaufen, nicht gleich ein ganzes Haus samt Garten, Auto und fünfköpfiger Familie ausstatten.
In der Tat dauert ein Einkauf in einem dieser amerikanischen Supermarktkolosse eine halbe Ewigkeit. Das liegt aber selten daran, dass man an der Kasse lange anstehen muss, sondern vielmehr an den Kilometern, die man bis dorthin überhaupt zurücklegen muss. Gut haben es da die Senioren, die kleine Elektroautos benutzen können um ungestört und enstpannt ihre Einkäufe zu erledigen.
Das Einkaufen in den USA auch anders aussehen kann als soeben geschildert hielt ich eigentlich für fast unmöglich. Bis vor einigen Wochen - dann trat Trader Joe's in mein Supermarktleben.
Trader Joe's ist ein absoluter Glücksfall. Frische, überwiegend ökologische Produkte, kleine Portionsgrößen, überschauliche Verkaufsflächen und: niedrige Preise. Auch gibt es eine äußerst passable Weinabteilung und die freundlichsten Mitarbeiter überhaupt. Kein Wunder also, dass ich mich bei Joe's wohl fühle.
Doch wer steckt hinter diesem ominösen "Joe"? Nun ja... wie kanns auch anders sein: die Familie Albrecht, ihres Zeichens Aldi-Eigentümer und Disountkönige. Schon verrückt, dass man seinen Konsumgewohnheiten nicht mal auf der anderen Seite des großen Teichs entkommen kann. In diesem Sinne: "ein Hoch auf die (deutsche) Supermarktkultur!"

Donnerstag, 11. November 2010

Stippvisite

Schön war's: vielen Dank für die kurze Stippvisite Mama und Papa! Nach Dänemark und Schweden im letzten Jahr nun New York und Princeton. Bin schon gespannt, wo wir nächstes Jahr unseren gemeinsamen Urlaub verbringen! Vielleicht dann aber etwas ruhiger - ich war schon gut k.o. nach dem Besichtigungswochenende (und im Gegensatz zu euch Rentnern musste ich am Montag wieder arbeiten...). Nein, im Ernst: ich hatte sehr viel Spaß und habe mich unheimlich gefreut, euch zu sehen! Mir bleiben viele tolle Erinnerungen: der Sonnenuntergang auf dem Empire State Building, der Sonntag in St. Patricks und im Central Park, das Metropolitan Museum of Arts, der Tagesausflug nach Princeton, die Halloweenparty in der Hotelbar, die Spaziergänge und unsere unzähligen kulinarischen "Erlebnisse" (diese allerdings nur teilweise toll).

Mein Leichenwagen

So gerne ich in Deutschland auf Bus, Bahn und Fahrrad zurückgreife, in den Vereinigten Staaten wäre das schlicht unmöglich. Von meiner Wohnung in die Arbeit sind es im Auto gute 10 Minuten. Eigentlich noch ein machbarer Weg für eine Fahrradfahrt - müsste man nicht mindestens 1 Kilometer auf der Autobahn zurücklegen. Auch in halbwegs vernünftige Supermärkte sind es leicht 10 Kilometer. Was für ein Gück also, dass mir mein Arbeitgeber für die gesamte Zeit meines Aufenthalts ein Auto zur Verfügung stellt. Amerikaner mögen mein Gefährt "Auto" nennen, ich sage: "Leichenwagen". Nicht nur, dass das "Design" ("Appearance" währe wohl zutreffender) daran erinnert, auch der Spritverbrauch ist alles andere als erquickend. Doch irgendwo bin ich auch froh, über einen fahrbahren Untersatz. Mit dem Fahrrad auf der Autobahn wäre ich sicher schon mit einem Polizeiauto zur Arbeit gefahren worden.

Sonntag, 7. November 2010

Fernbeziehung 2.0

Sommer 2010 - ein typisches Fernbeziehungswochenende: es ist Freitag. Meine Vorlesungen für diese Woche habe ich erledigt, der Rucksack ist gepackt und ich sitze im Bus zum P+R Parkplatz Breitenau in Bamberg. Gleich treffe ich dort meine Mitfahrgelegenheit. Vermutlich Opel Corsa, Fahrer Student oder sächsischer Azubi mit Ausbildungsplatz in Nürnberg. Mitfahrer mehrere. Platz wenig. 2 Stunden später und etwas müde von belanglosen Gesprächen und meist schlechter Musik steige ich in Chemnitz aus. Schnell wird mir klar, dass die Welt hier einfach etwas anders ist. Ich drücke die Türglocke und Berni öffnet. Ein schönes Wochenende kann beginnen!
Herbst 2010 - ein ganz besonderes Fernbeziehungswochenende: mitten in der Nacht bringen mich Thomas und Nicola nach Philadelphia - im eigenen Auto. Wir genehmigen uns ein Bier in der Stadt, dann werde ich am Flughafen abgesetzt. Zwischen Blumentöpfen und harten Bänken mache ich es mir auf dem Teppichboden bequem und schlafe. Um 6 Uhr einchecken, 7 Uhr Abflug. Kein Essen, keine Getränke. Über Chicago und Kansas City geht es nach Oklahoma City. Gepäckaufnahme. Ausgang: Berni. Umarmungen.
Vor zwei Wochen war ich im Wilden Westen und habe meine Berni besucht. Endlich! Zwar war die Zeit nur kurz und fast alle Tage verregnet, doch das Wiedersehn hat unheimlich gut getan.

Donnerstag, 4. November 2010

Uni Disneyland

Nichts steht mehr für Princeton, als die gleichnamige Universität. Geld, Elite, steile Absolventenkarrieren, all das waren Assoziationen die ich mit diesem Namen verband. Scheinbar ging es auch den meisten meiner Freunde so, denn gewöhnlich folgten langgezogene "ahs" und "ohs" auf die Bekanntgabe meines neuen Wohnortes. Eigentlich kein Wunder, weiß man doch vielleicht, dass Einstein hier wirkte, Thomas Mann seine erste Bleibe nach der Emigration in Princeton fand und mit Paul Krugman und Ben Bernanke zwei bedeutende Ökonomen an der Uni unterrichten. Bestimmt fällt vielen auch der Hollywoodstreifen "A beautiful mind" oder die Fernsehserie "Dr. House" ein - beide Male ist der Schauplatz Princeton.
Mein anfängliches Bild hat sich nach einem Monat vor Ort nicht ganz bestätigt - nur teilweise. Natürlich ist der Luxus an der Uni überall sichtbar - so gibt es auf den über 500 Hektar Campusgelände (Stadtmitte) nicht nur unzählige Gebäude für Unterricht, Forschung und Studium sondern auch ein PU (Princeton University) Kino, PU Nahverkehrssystem, PU Kunstmuseum, PU Schwimmbad und PU Ruderhaus, sowie eine eigene PU Energieversorgung, PU Security, diverse PU Stadien und einen PU Fanshop (die Liste werde ich zu gegebener Zeit fortsetzen). Kein Wunder also, dass man sich bei einem Spaziergang über den Campus manchmal wie in einem Disneyland der Universitäten fühlt. Selbst die Architektur wirkt wie von berühmten Oxford oder Cambridge Colleges kopiert.
Was ich bisher jedoch noch nicht bestätigen konnte, ist mein negatives Menschenbild von Studenten und Angestellten der Uni - ganz im Gegenteil: man fühlt sich willkommen, jeder ist hilfsbereit und freundlich und von Arroganz ist weit und breit keine Spur. Vielleicht liegt es ja an den Studiengängen: BWL kann man jedenfalls nicht studieren in Princeton. Und so genieße ich so oft es geht die Atmosphäre des Campus, das rege Partyleben der Studenten, die spannenden Veranstaltungen und Konzerte und natürlich auch den absolut witzigen Anblick der unzähligen Grauhörnchen auf dem Unigelände.
Übrigens: meinen Weg in eine Unterrichtsveranstaltung in Princeton habe ich auch schon gefunden, doch das ist eine andere Geschichte.